Besonders in der Zeit vor Weihnachten gibt es viele Rituale für klein und gross. Für Kinder sind Rituale besonders wichtig. Sie geben ihnen über das gesamte Jahr und Tag für Tag Struktur und Orientierung. So zum Beispiel das tägliche Vorlesen, gemeinsame Mahlzeiten oder das Prozedere beim Zubettgehen. Rituale können auch etwas Zauberhaftes haben und mehr Achtsamkeit und Wohlgefühl in den Alltag bringen.
Ein Ritual hat immer einen Sinn
Ein Ritual ist ein sich wiederholendes, immer gleichbleibendes Vorgehen nach einer festgelegten Abfolge. Im Gegensatz zur Gewohnheit ist ein Ritual jedoch nicht einfach die regelmässige Ausübung einer bestimmen Tätigkeit, sondern eine bewusste Handlung, für die man sich Zeit nimmt und welche einen bestimmten psychologischen Zweck erfüllt. Ritual bedeutet so auch emotionaler Halt.
Mit Ritualen Wertschätzung zeigen und die Gemeinschaft stärken
In der Kindertagesstätte in Balzers werden mit Hilfe von Ritualen täglich wichtige Werte und Fähigkeiten vermittelt. Kitaleiterin Alexandra Wüst weiss um die grosse Wirkung der Rituale: «Sie erleichtern den Kindern den Alltag, geben Halt und Sicherheit.» So dürfen die Kinder bereits beim Ankommen in der Kita im sogenannten Anwesenheitshäuschen ihr persönliches «Fenster» öffnen. Ein Foto des Kindes wird sichtbar und zeigt an, wer alles im Haus anwesend ist.
Um den Kindern das Ankommen in der Kita nochmals zu verdeutlichen wird im Morgenkreis das Begrüssungslied gesungen und jedes Kind individuell begrüsst. «So wird jedem einzelnen Kind Wertschätzung geschenkt, gleichzeitig aber auch die Gemeinschaft gestärkt», erklärt die Kitaleiterin. Während des Tagesablaufes kommen noch ganz viele Rituale hinzu. Kinder können noch keine Uhr lesen und so geben die Rituale die fehlende Orientierung und helfen den Tag zu strukturieren.
Rituale als Stütze in schwierigen Situationen
Für Kinder können Rituale eine Stütze sein, mit aussergewöhnlichen oder schwierigen Situationen besser umzugehen, sie stärken aber auch das Wir-Gefühl und fördern Kontakte. Wichtig ist zu beachten, dass die gewählten Rituale dem Alter und Entwicklungsgrad des Kindes entsprechen und Freude bereiten.
Rituale sind keine starren Regeln, zu denen die Kinder gezwungen werden.
Deshalb ist es notwendig von Zeit zu Zeit, die Sinnhaftigkeit der Rituale zu überprüfen und bei Bedarf zu adaptieren.
Spielerisch Regeln lernen
In der Kita Balzers werden insgesamt 29 Kinder betreut, dabei sind maximal 12 gleichzeitig anwesend. Ohne gewisse Regeln gäbe es wohl ein turbulentes Durcheinander. Rituale können die Kinder spielerisch unterstützen, Regeln einzuhalten. Das gilt nicht nur für den Kitabesuch, sondern auch für das tägliche Zusammenleben in der Familie.
Die gelernten Rituale in der Kindertagesstätte können Inspiration für zuhause sein.
Viele Eltern kennen die Situation, wenn ihre Kinder im Spiel vertieft sind und kein Ohr für das Aufräumen oder Unterbrechen des Spiels haben. Alexandra Wüst holt sich hier wertvolle Unterstützung: „Wir haben ein Bambi mit integrierter Spieluhr. Solange es tanzt und die Musik abgespielt wird, wissen die Kinder, dass sie noch spielen dürfen. Ist das Lied zu Ende, ist es Zeit aufzuräumen.“ So werden die Kinder nicht abrupt aus ihrem Spiel gerissen und haben Zeit, sich auf eine neue Situation vorzubereiten.
Rituale bei grossen Veränderungen geben dem Kind Zeit
Eine besondere Bedeutung spricht Alexandra Wüst den Ritualen bei Übergangssituationen zu. Sei es im Alltag beim Abschied der Eltern oder wenn grosse Veränderungen anstehen, wie zum Beispiel der Wechsel von der Kita in den Kindergarten, oder ein Umzug der Familie: „Rituale geben den Kindern Zeit, sich auf neue Situationen einzustellen, eine Phase gut abzuschliessen und mutig in die nächste zu gehen.“
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